Start des Verkehrsversuchs in Rottweil am 01.07.2023

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W. Schwenk hat die Umbaumaßnahmen zum Verkehrsversuch und den ersten Tag in der Stadt dokumentiert. Copyright: W. Schwenk

Auftakt des Verkehrsversuchs: OB Christian Ruf und Fachbereichsleiter Rudolf Mager ziehen eine erste positive Bilanz. Ein Chaos blieb aus. An manchen Stellen wird aber noch nachgebessert.

10.40 Uhr am Samstagmorgen in Rottweil. Erster Tag des Verkehrsversuchs. Es ist also endlich soweit. Viel wurde in den vergangenen Tagen geunkt und prophezeit. Vielfach wurde „Chaos“ prognostiziert. Doch das bleibt aus.

Da staunt offenbar so mancher, der sich aufgemacht hat, „um mal zu wunderfitzen“. Was gleich auffällt: die samstägliche Blechlawine, die sich bislang vormittags mühsam über die Hochbrücke über den Friedrichsplatz quälte, gibt es an diesem Samstag nicht. Stattdessen sind gefühlt mehr Radfahrer und Fußgänger unterwegs. Auch der Markt in der Fußgängerzone ist gut besucht – wie üblich. Und auf den Straßen ist es entspannt.

Verbot wird ignoriert

Auf den ersten Blick also alles perfekt. Doch beim genaueren Hinschauen ergeben sich noch so manche Kritikpunkte, denn das Zufahrtsverbot am Nägelesgrabenkreisel nehmen viele nicht ganz so ernst. Sie fahren einfach mal durch. An der Predigerkirche gibt es ein erneutes Verbotsschild. Einige Autofahrer machen am Neuen Rathaus kehrt, andere wiederum fahren unbeeindruckt weiter.

Auch die Polizei ist unterwegs, vor allem am Friedrichsplatz. Die Ordnungshüter weisen die Autofahrer mehrfach und immer wieder aufs Neue auf das Verbot hin. Am frühen Abend blockiert ein Streifenwagen dann die Zufahrt im Kreisel. Offenbar waren nicht alle zu belehren. Hier also braucht es auf jeden Fall Nachbesserung.

So manchen Autofahrer beeindruckt die neue Verkehrsführung wenig und er fährt unbeirrt über den Friedrichsplatz. Foto: Siegmeier

Und wie sieht es indes oben im Waldtorort aus? Auch hier gibt es einige Fahrzeuge, die die frisch gebaute Wendemöglichkeit beim „Waldhorn“ nutzen – aber wenige. Kleiner Kritikpunkt: Auf der Höhe der Tankstelle fehlt ein entsprechendes Hinweisschild als Ankündigung auf das Durchfahrtsverbot, ebenso an der Oberndorfer Straße an der Kreuzung in Richtung Nägelesgraben.

Bei der Beschilderung wird am Montag noch nachgebessert, heißt es von Seiten der Stadtverwaltung.

„Es gibt noch das eine oder andere nachzubessern“, gibt Rudolf Mager, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, zur Mittagszeit am Straßenkreuz zu. „Ich bin aber ansonsten sehr zufrieden mit der Situation“, meint Mager sichtlich entspannt – obwohl zu dieser Zeit so mancher Falschfahrer den Friedrichsplatz passiert. „Das spielt sich noch ein“, ist Mager zuversichtlich.

Neuralgische Punkte

Auch Oberbürgermeister Christian Ruf zieht eine erste – positive – Bilanz: „Seit heute früh um sechs Uhr ist die neue Verkehrsführung offiziell ausgeschildert, und die ganz großen Umdrehsituationen sind ausgeblieben“, resümiert er. Ruf ist am Vormittag selbst in der Stadt unterwegs gewesen, um sich an den „neuralgischen Punkten“ ein Bild zu machen. „Wir wollten bewusst an einem Samstag starten, da hier nicht ganz so viel los ist, wie an einem Wochentag“, sagt Ruf. Außerdem müsse sich die neue Verkehrsführung auch erst noch rumsprechen. „Es gibt wohl Leute, die die Änderung noch nicht wahrgenommen haben. Manche müssen sich auch erst noch eine neue Strecke überlegen, denn der Verkehrsversuch ist keine Umleitung. Viele müssen gewohnte Pfade verlassen“, so der Oberbürgermeister, der durchaus Verständnis zeigt. „Uns war es wichtig, auf jeden Fall vor den Sommerferien zu starten“, ergänzt Mager, der sich freut, „ganz ohne Stau“ um 13 Uhr am Straßenkreuz stehen zu können.

Auswertung der Fakten

Dreieinhalb Monate lang läuft der Versuch nun. „Und dann werden auch die Umgehungsverkehre anhand von Fakten ausgewertet“, informiert Mager. „Wir werden mit den Bürgern weiter in der Kommunikation bleiben“, kündigt Christian Ruf an, der um entsprechende Meinungsbilder bittet. Das Ziel: weniger Autos, aber dafür mehr Menschen in der Stadt zu haben, ist zumindest für den ersten Tag des Verkehrsversuchs erreicht.

Einzelhandel und Gastronomie indes zeigen sich noch skeptisch. „Mal abwarten“, so ein Wirt in der Fußgängerzone. „Unser Ziel ist es, dass Gewerbe- und Handelsverein (GHV), aber auch die Gastronomie profitieren“, so Oberbürgermeister Christian Ruf.

Für den Samstag hat die neue Verkehrsführung die Feuertaufe zunächst einmal bestanden. Wie sie im Berufsverkehr funktioniert, das bleibt noch abzuwarten.

Quelle: Schwarzwälder Bote Online vom 02.07.2023