Begünstigt durch den trockenen Frühling machen die Bauarbeiten in "Rottweil Mitte" deutliche Fortschritte: In der Hochbrücktorstraße wurden jetzt der Fußgängerbereich und die Parkplätze zwischen Volksbank und Becher frei gegeben. Und in der Unteren Hauptstraße sind die Leitungsarbeiten für Wasser, Gas und Abwasser bereits abgeschlossen.

Der gepflasterte Abschnitt zwischen Grafengasse und Kameralamtsgasse auf der östlichen Seite der Hochbrücktorstraße ist fertig, Fußgänger können hier ab sofort ungestört flanieren. Auch fünf Parkplätze stehen hier bereits wieder zur Verfügung, die nun allerdings parallel zu Straße angelegt sind, um Fußgängern mehr Platz einzuräumen und Freiflächen für Auslagen der Geschäfte zu schaffen. Fertigt gestellt ist auch ein etwa drei Meter breiter Fußgängerbereich vor den Geschäften vom Marktbrunnen bis zum Kapellenhof. Zurzeit laufen die Arbeiten an der restliche Pflasterfläche vom Vorplatz des Kapellenhofs bis zum Marktbrunnen. Eine Trinkwassersäule vor der Kreissparkasse und ein Kinderspielgerät sind ebenfalls schon installiert. Auch die neuen Fahrradständer, Sitzbänke und Mülleimer werden bald aufgebaut. Zu großen Teilen hat die ENRW zudem bereits die neuen Lichtmasten aufgerichtet, die übrigens ein effektvolles Anstrahlen der Erker ermöglichen. Erstmals eingeschaltet werden kann die neue Straßenbeleuchtung allerdings erst, wenn alle Masten in der Hochbrücktorstraße und am Straßenkreuz stehen. Läuft alles weiter nach Plan, ist die Hochbrücktorstraße samt Seitenbereichen im Juli 2011 komplett fertig.

Als nächstes wird der Fußgängerbereich vor dem "Rosenkavalier" in Angriff genommen. Hier gilt es jedoch zunächst noch, neue Stromleitungen im Untergrund zu verlegen und ein Fundament für einen Lichtmasten einzubauen, ehe mit den abschließenden Pflasterarbeiten begonnen werden kann.

Auch in der Unteren Hauptstraße meldet die Baufirma Riegger wichtige Fortschritte: So sind die Leitungsarbeiten für Wasser, Gas und Abwasser komplett abgeschlossen. Jetzt haben die Arbeiter die Aufgabe, den Unterbau für die Gehwege und die Fahrbahn herzustellen und Stromkabel zu verlegen. Derzeit graben sich die Bagger an die Geschäfte zwischen Marktbrunnen und Spital heran. Für die Fußgänger wird ein provisorischer Gehweg aus Schotter in der Fahrbahnmitte angelegt, so dass die Geschäfte weiterhin erreichbar sind. Und auch in der Unteren Hauptstraße wird das Ende der Arbeiten absehbar: Vom Viadukt stadtaufwärts werden bereits Randsteine gesetzt und in kürze erste Pflasterflächen verlegt. Beide Straßenzüge sollen im Rahmen eines großen Bürgerfests mit verkaufsoffenem Sonntag im Herbst eingeweiht werden.

Bereits im Mittelalter gab es in Rottweil gepflasterte Gehwege: Bauarbeiter haben am 18. Mai 2011 in der Unteren Hauptstraße Reste eines über 500 Jahre alten Straßenpflasters ausgegraben. Der Fund überrascht selbst Experten, die bisher davon ausgegangen waren, dass Rottweils Straßen im Mittelalter nur mit Kies befestigt waren.

Die Reste des mittelalterlichen Gehwegs aus Muschelkalkplatten sind etwa 14 Meter lang, anderthalb Meter breit und befinden sich nicht an der Seite, sondern in der Mitte der Straße. Nachdem klar war, dass es sich bei den Platten nicht etwa um Reste des neuzeitlichen Abwasserkanals handelt, informierte die Bauleitung Pirker und Pfeiffer Ingenieure umgehend das Landesdenkmalamt. Das schickte den Rottweiler Archäologen Thomas Schlipf, der mit einem Grabungsteam derzeit ohnehin in der Stadt tätig ist, um Spuren aus der Römerzeit zu sichern. "Der Fund ist eine völlig neue Erkenntnis für uns, denn aus der Zeit des mittelalterlichen Rottweils war bislang nichts über Gehwege überliefert", stellte Schlipf vor Ort überrascht fest. Selbst auf der sehr detailreichen Pürschgerichtskarte, die das Stadtbild von 1564 festhält, seien keine Gehwege verzeichnet. Das gefundene Wegstück datiert Schlipf aufgrund der ersten Eindrücke auf das 15. Jahrhundert. "Vielleicht ist es sogar noch älter, denn es liegt direkt auf dem gewachsenen Erdreich auf".

Der mittelalterliche Gehweg liegt über einen Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus. Im Laufe der Jahre versank er unter späteren Verfüllungen und blieb so erhalten. Der Streifen war rechts und links mit Kies aus Schottersteinen eingefasst, so wie es für den Straßenraum im mittelalterlichen Rottweil eigentlich üblich war. Da auf dem Pflaster selbst keine Radspuren zu finden sind und der Streifen relativ schmal ist, liegt für Schlipf der Schluss nahe, dass es sich bei dem Fund tatsächlich um einen mittelalterlichen Gehweg handeln muss. Ob der Gehweg bereits in seiner vollen Länge ausgegraben wurde, ist noch nicht geklärt. Nicht ausgeschlossen ist, dass im Zuge der weiteren Bauarbeiten zusätzliche Teile ans Tageslicht gelangen, die dann ebenfalls genau untersucht werden sollen.

Die ENRW hat Mitte Mai 2011 damit begonnen, die neuen Lichtstelen in der Hochbrücktorstraße aufzubauen. Bis zur Fertigstellung der Unteren Hauptstraße im Herbst 2011 erhalten beide Straßenzüge ein neues Beleuchtungssystem, das auch ein Anstrahlen der Erker ermöglicht. Bislang erfolgt die Beleuchtung mit Hilfe von Pendelleuchten, die an über die Straße gespannten Drahtseilen befestigt sind. Der Gemeinderat hatte im vergangenen Jahr beschlossen, die viele Jahrzehnte alte und wenig ansehnliche Beleuchtung gegen moderne Lichtstelen auszutauschen. Insgesamt sieben Stelen auf jeder Seite der Hochbrücktorstraße genügen, um den Straßenraum auszuleuchten. Die Standorte der Stelen gliedern den Straßenzug in gleichmäßige Abschnitte. Als Nebeneffekt werden die Parkplätze und die Durchgangsfenster für die Fußgänger von einer Straßenseite zur anderen besser geordnet. In einige der Stelen sind zudem Steckdosen eingelassen, die beispielsweise für Veranstaltungen oder Aktionen des Einzelhandels in den Straßen genutzt werden können. Dank der neuen Stelen kommen auch die Fassaden der Bürgerhäuser nachts besser zur Geltung: Mit Hilfe von Zusatzmodulen im oberen Drittel der Stelen werden in Abstimmung mit den Hausbesitzern 14 Erker an den beiden Straßenzügen beleuchtet.

Die Stele ist mit sechs Metern vergleichsweise niedrig und endet in einem transparenten Abschlussmodul. Für die Stele wurde die Farbe dunkelgrau festgelegt, um sie vor den Fassaden durch einen zurückhaltenden Farbton zurücktreten zu lassen. Insgesamt sind für Modernisierung der Straßenbeleuchtung 180.000 Euro im städtischen Haushalt veranschlagt. Für die Erkerbeleuchtung stehen weitere knapp 11.000 Euro bereit. Die alten Leuchten in der Hochbrücktorstraße bleiben noch so lange im Dienst, bis die neuen Stelen komplett installiert sind und werden im September 2011 abgebaut. Sobald es der Baufortschritt in der Unteren Hauptstraße zulässt, wird auch dort die Straßenbeleuchtung umgerüstet. Hier verschwinden die alten Pendelleuchten spätestens zum Jahresende.