Unteres Bohrhaus 1 im Juli 2021

Aus Rottweiler Bilder
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Unteres Bohrhaus 1 am 4. Juli 2021, Copyright: R.Kleinfeld ; Kleira Picture Art

Im Sommermonat Juli hatten wir die Gelegenheit, im Salinenmuseum Unteres Bohrhaus 1, von den Gebäuden und den Räumlichkeiten
Aufnahmen anzufertigen. Sehr herzlich bedanken wir uns bei Frau Martina van Spankeren-Gandhi vom Förderverein Salinenmuseum Rottweil e.V.
für die freundliche Unterstützung.

Geschichte der Saline in Rottweil

Entstehung

Im Zuge der Industrialisierung entstanden im Königreich Württemberg Anfang des 19. Jh. zahlreiche Salinen. Nachdem man im Großherzogtum Baden, im nahen Bad Dürrheim, schon 1822 auf Salz gestoßen waren, empfahl der Geologe und Bergrat Friedrich August von Alberti (1795-1878) auch in Rottweil nach Salzvorkommen zu suchen und so die wirtschaftliche Lage in dem ländlichen Raum zu verbessern. Alle Glocken läuteten und das „große Geschütz“ wurde abgefeuert als am 14. April 1824 die Tiefenbohrung in 114 m Tiefe auf Salz traf.

Auf der Anhöhe zwischen Neckar und Prim entstand in den folgenden Jahren die Königliche Saline Wilhelmshall mit drei Siedehäusern, einer Schmiede und einem Verwaltungsgebäude, Stallungen und Werkstätten, sowie sechs Solebehälter, um den ununterbrochenen Siedeprozess bis zur Schließung 1969 in Gang zu halten. Die Planung für die zum Teil einzigartigen Gebäude lag weitgehend in den Händen des Salinen- und Kreisbaumeisters Carl Friedrich Stock.

Die zahlreichen Bohrhäuser an der Prim dienten der eigentlichen Soleförderung. Durch die bis zur Salzschicht reichenden Bohrlöcher trat Grundwasser ein und löste das Salz. Mittels Pumpen - durch Wasseräder angetrieben - wurde die Sole in die sechs Solebehälter der Saline gepumpt und dort zwischengelagert. Aus den Solebehältern floss die Sole stetig in die sechs Siedepfannen und verdampfte zu Salz. So wurden in den 145 Betriebsjahren rund 800.000 Tonnen Siedesalz gewonnen.

Arbeitsbedingungen

Die Arbeit in den Siedehäusern war anstrengend und der Arbeitstag dauerte 12 Stunden, aber im Gegensatz zur Landwirtschaft war das Einkommen gut und sicher. Zahlreiche Anekdoten und die „Salzkrone“ zu Ehren des Königs lassen auf eine strenge Disziplin unter den bis zu 80 Arbeitern schließen, zeugen aber auch von Feierlichkeiten nicht nur zum Geburtstag König Wilhelms I.

Niedergang

Mit der Verbesserung des bergmännischen Salzabbaus anderen Orts versank die Rottweiler Saline, mittlerweile ein staatliches Unternehmen, in der Bedeutungslosigkeit, wurde unrentabel und im März 1969 geschlossen. Der Abriss folgte sofort, um in dem neuen Industriegebiet „Auf der Saline“ mehr Arbeitsplätze in Industrie und Handel zu schaffen. Einzelne Gebäude wurden unter Denkmalschutz gestellt und blieben vor Ort oder wurden wie zwei Solebehälter nach Bad Dürrheim versetzt.

Andenken

Der 1975 gegründete Solebadverein machte es sich zur Aufgabe, die Sole, in Tradition der früheren Verwendung in den öffentlichen Bädern, wieder für die Bevölkerung nutzbar zu machen und die Geschichte der Saline museal aufzuarbeiten. So konnte 1981 das Salinenmuseum im Unteren Bohrhaus durch den zwei Jahre später in das Primtal versetzten letzten Rundbehälter erheblich vergrößert werden.

Im Jahr 1986 erfüllte sich der Zweck des Solebadvereins: Die Stadt Rottweil konnte mit großer finanzieller Unterstützung des Vereins eine neue Bohrung in unmittelbarer Nähe zum Unteren Bohrhaus niederbringen und die Sole für das Erlebnisbad Aquasol nutzen.

Aus dem aufgelösten Solebadverein entstand der Förderverein Salinenmuseum, der das Museum seitdem auf ehrenamtlicher Basis ausbaute und 2011 eine neue Ausstellung mit immer wieder neuen museumspädagogischen Angeboten konzipierte.