Nimm Platz am Friedrichsplatz - 1 Wochenende Autofrei 22.10.2022

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Friedrichsplatz Fest 2022-27.JPG

W. Schwenk war am Samstag, den 22.10.2022 auf dem Friedrichsplatz und hat die Bildimpressionen von dort angefertigt. Copyright: W. Schwenk

Rote (Bus)-Wand, viele Autos – der Friedrichsplatz ist immer wieder Stein des Anstoßes. Am Wochenende war der Platz autofrei. Es gab Kunst, Genuss und Raum zum Verweilen. Die Resonanz ist gemischt. Es ist kurz vor halb zwei, als der Friedrichsplatz am Samstag mit roten Baken abgesperrt wird. Eine sieben Meter hohe, bunte Skulptur, Bäume in Bottichen, Bänke, Stehtische und mehr warten darauf, auf dem Platz drapiert zu werden.

Und ein wenig fühlt es sich an wie im Zeitraffer: Die Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Jürgen Knubben und sein Team vom Forum Kunst sorgen in Windeseile dafür, dass die mobilen Bäume verteilt und die Skulptur zentral auf dem Platz installiert wird. In nur knapp 45 Minuten ist der Friedrichsplatz, der sonst vor Verkehr nur so strotzt, zu einer Ruhe Oase inmitten des städtischen Trubels geworden.

Betriebshof verwandelt Platz innerhalb kürzester Zeit in einen "Wohlfühlort"

Eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes ist trotz Sperrung gut damit beschäftigt, uneinsichtige Autofahrer aus der Ruhezone zu vertreiben. Langsam wird es ruhig. Die Leute kommen herbei, betrachten den riesigen "Lippenkopfzüngler" des Künstlers Urban Hüter, der im herbstlichen Sonnenlicht wahre Strahlkraft entwickelt und in der Mitte des Platzes eine gute Figur abgibt.

Drumherum sausen Kinder mit Bobbycars, und es duftet herrlich nach frisch gebackenen Waffeln, die die katholische Jugend kredenzt. Jazzige Klänge von Magnus und Ferenc Mehl sowie German Klaiber sorgen für den musikalischen Rahmen. Um 14.30 Uhr ist es dann endlich soweit, und die Skulptur wird sinnbildlich enthüllt und die Aktion eröffnet.

"Nehmen Sie Platz"

Jürgen Knubben, Geschäftsführer des Kunstvereins Forum Kunst begrüßt die Gäste und stellt die "Platzhalter-Kunstaktion" in Zusammenhang mit der Landesgartenschau 2028 vor. Die Kunst gebe einen Vorgeschmack darauf, wie Orte künftig gestaltet und vom Verkehr befreit werden können.

Ein erstes Beispiel steht bereits seit einigen Wochen in der Unteren Hauptstraße – das Schiff des Künstlers Otmar Hörl. Hier könne man bereits im Vorgriff auf die Landesgartenschau zeigen, was Kunst im öffentlichen Raum könne. Weitere "Platzhalter"-Aktionen werden in den nächsten Wochen folgen, kündigte Knubben an und dankte allen Beteiligten für das große Engagement zu Gunsten der Kunst in der Stadt. Diese sei nur durch Fördermittel aus dem Bundesprogramm "Neustart Kultur" und die großzügige Unterstützung der Familie Biedermann möglich gewesen, ergänzt er.

Besucher genießen Atmosphäre

"Nehmen Sie Platz in der Mitte der Stadt", betont Oberbürgermeister Ralf Broß einladend, denn so ist die zweitägige Aktion auf dem Friedrichsplatz überschrieben. An diesem Wochenende könnten die Bürger bereits einen Vorgeschmack auf die verkehrsberuhigte Innenstadt bekommen, so Broß. Man habe auf die Schnelle und für zwei Tage auf dem Friedrichsplatz ein ganz neues Platzgefühl geschaffen und damit mehr Aufenthaltsqualität.

Mit Blick auf das neue Mobilitätskonzept sei es das langfristige Ziel, den Verkehr aus der Stadt herauszubekommen und Stellplätze in die Randbereiche zu verlagern, erklärt der OB weiter, macht aber auch deutlich, dass dies ein Entwicklungsprozess sei und keinesfalls eine Hauruck-Aktion.

Es gibt aber auch Kritik

Deswegen verschwinden die Bäume wieder, der "Lippenkopfzüngler" macht ab Montag übergangsweise am Nägelesgraben Halt, bis er dann in den nächsten Wochen beim Kapellenplatz endgültig Aufstellung nimmt.

Die Besucher genießen die Atmosphäre sichtlich, es macht sich aber auch Kritik breit darüber, dass immer mehr Parkplätze in der Innenstadt verschwinden, und der Verkehr große Umwege fahren müsse, die zudem schlecht ausgeschildert seien.

Quelle: Schwarzwälder Bote Online 23.10.2022