Baufortschritte Neubau Großgefängnis am 26.05.2025
Exklusive Einblicke – so sieht es im neuen Mega-Gefängnis aus
Quelle u. Copyright; Corinne Otto 26.05.2025 Schwarzwälder Bote
Wie sieht es in einer Zelle in der neuen JVA Rottweil aus? Wir waren bei einem exklusiven Rundgang im neuen Großgefängnis dabei – hier sind alle Eindrücke.
Es ist ein Baustellenrundgang unter besonderen Bedingungen an diesem Montagmorgen. Es gelten genaue Vorschriften, vor allem was das Fotografieren angeht. Details – beispielsweise zu Gitterbefestigungen an den Zellenfenstern – müssen ausgespart werden. Sicher ist sicher.
502 Gefangene werden hier untergebracht sein – wenn alles glatt läuft ist das ab Ende 2027 der Fall. Die Baustelle ist wohl aktuell eine der größten des Landes. 280 Millionen Euro sind im Haushalt dafür veranschlagt.
„Wir bauen hier eine kleine Stadt“, macht Sieglinde Neyer-Bedenk, Amtsleiterin von Vermögen und Bau in Konstanz – was das Land als Bauherrn vertritt – die Dimensionen deutlich. 18 Gebäude entstehen im Rottweiler „Esch“, unweit des Testturms.
Mittlerweile befinde man sich mit den Rohbauarbeiten „im letzten Drittel“, so Projektleiter Fabio Tedesco. Aktuell beginne man mit den Ausbaugewerken.
Bei 502 Häftlingen gibt’s viele Besucher
Dann geht es los, Helm auf, Sicherheitsweste an. Vertreter des Justizministeriums sind ebenfalls dabei. Der Weg führt erstmals hinter die fünfeinhalb Meter hohe Gefängnismauer, die nach dem Startschuss im Juni 2023 gleich als erstes gebaut worden war.
Start ist an der Torwache, wo später alle Mitarbeiter – 276 Personalstellen sind es – sowie Fahrzeuge und Besucher zentral durchgeschleust und durchsucht werden. Bei 502 Haftplätzen sei „mit ordentlich Besucherverkehr zu rechnen“, sagt Jeanette Bastert, Projektleiterin für den Bereich „Inbetriebnahme“. Jeder Häftling habe mindestens Anspruch auf eine Stunde Besuch im Monat – mehr ist je nach Fall möglich.
Freigänger bewirten Wanderer
Außerhalb der Mauern entsteht zudem ein Freigängerheim. Es wird als einziges Gebäude aus Holz gebaut. Die Besonderheiten: Hier sollen die Freigänger in einer kleinen Begegnungsstätte Wanderer bewirten können, wie Jeanette Bastert erklärt. Auch Produkte, die in der JVA hergestellt werden, werden hier ausgestellt.
Wanderparkplätze wurden ebenfalls angelegt. Das ist wie vieles andere auch Ergebnis der Bürgerbeteiligung, mit der in Rottweil das Genehmigungsverfahren begleitet wurde, erklärt Fabio Tedesco.
Ungewöhnlich: Turnhalle auch für Vereine
Gegenüber der Torwache liegt die Energiezentrale, dahinter Verwaltungsgebäude, dann kommt die Turnhalle. Und auch zu dieser gibt es ein Bürgerbeteiligungs-Special“: Sie soll auch von Rottweiler Vereinen genutzt werden können. Man baue deshalb „eine etwas andere Halle“ wie man sie sonst in einer JVA bauen würde.
Ziemlich dicke Mauern
Vor den Rohbauten ziehen hochkant aufgestellte Halbfertigteile die Blicke auf sich: Alle Außenwände werden aus diesen mehrschichtigen Teilen (Fotos nicht erlaubt) zusammengesetzt, die Hohlräume dann noch mit Beton ausgegossen. Die Dicke ist enorm. Durchbohren wird schwierig, schmunzelt der Projektleiter.
Vorbei am sogenannten Schubhof – hier kommen neue Häftlinge an – und dem Küchentrakt geht es schließlich zu den dreistöckigen Haftgebäuden. Sie liegen am tiefsten Punkt des Geländes. Zwei erstrecken sich auf der Seite Richtung Dietingen, eins in Richtung Testturm.
Jede Zelle hat rund 9,2 Quadratmeter
Im Innern: ein langer Gang, links die Zellen mit Technikschächten, rechts Duschenbereich und Küchenräume. Jede Zelle ist rund 9,2 Quadratmeter groß. „Die Nasszellen wurden jeweils als Ganzes von oben in jede Zelle eingesetzt“, erklärt Tedesco. Die Fensteröffnungen sind bereits vergittert, das Muster eines Spezialfensters steht bereit. Ein schmaler, gesicherter Streifen kann geöffnet werden. Auch die für ein Gefängnis recht großen Fenster seien Ergebnis der Bürgerbeteiligung.
Streetballfeld im Sporthof
15 Haftplätze bilden eine Haftgruppe – vier Gruppen gibt es pro Geschoss. Die Aufsichtsräume für das Wachpersonal sind zentral angeordnet und über die Etagen hinweg durch Treppen miteinander verbunden, sodass „schnell reagiert werden kann“. Auch die relativ kleinen Haftgruppen seien im Betrieb von Vorteil, ergänzt Sieglinde Neyer-Bedenk – das sei in einem Gefängnis dieser Größe nicht immer so. Jedes Haftgebäude bekommt im Außenbereich noch einen Sporthof mit Streetballfeld und Tischtennisplatte sowie einen Spazierhof, ist zu erfahren.
Es ist dann doch etwas erleichternd, aus den Zellengängen wieder hinaus ins Freie zu treten. Beim eineinhalbstündigen Rundgang werden die Dimensionen des Ganzen mehr als deutlich. Allein die Außenmauer ist einen Kilometer lang, 25 000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen auf 50 000 Quadratmetern Bruttofläche. 160 000 Kubikmeter Erde wurden
im Vorfeld bewegt, berichtet die Amtsleiterin. Zum ökologischen Ausgleich wurden unter anderem Wacholderheiden angelegt – und ja, der Projektleiter befasst sich deshalb inzwischen auch mit der Beweidung durch Ziegen und Schafe.
Es ist eben ein besonderes Projekt, der Neubau des Großgefängnisses in Rottweil. Zwölf Firmen mit Subunternehmen sind unter Vertrag, jeden Tag sind zwischen 80 und 100 Arbeiter auf der Baustelle. Auch für sie gilt übrigens absolutes Fotografierverbot.
Knifflige Inbetriebnahme
Ein ganz kniffliger Bereich wird dann gegen Ende noch die Inbetriebnahme. Wenn die JVA übergeben ist und „scharf gestellt“ wird, muss alles passen, alles laufen. „Zu sagen, wir machen irgendwas noch nachträglich, was noch nicht fertig ist, das geht nicht“, erklärt Fabio Tedesco. Noch sei das Ziel der Fertigstellung Ende 2027 gesetzt. Und vielleicht, so heißt es vor Ort, gibt es vorher noch einmal Einblicke in die Welt des neuen Großgefängnisses. Wir sind dann auf jeden Fall dabei.