Tower Run am TKE-Turm 2019

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In Rottweil fand am Sonntag 15.09.2019 zum zweiten Mal der höchste Treppenlauf Westeuropas stattEs ist eine Qual, und es geschieht vollkommen freiwillig. Wer am Sonntag in Rottweil am sogenannten Towerrun mitmacht, muss 1390 Treppenstufen erklimmen. Doch die Strapaze hat ihren Reiz. 1000 Läufer nehmen sie in Kauf – 300 mehr als 2018.

Wer in den Süden Deutschlands fährt, für den gehört der Besuch des Testturms von Thyssenkrupp Elevator in Rottweil fast zum Pflichtprogramm. In der insgesamt 275 Meter langen Stahlbetonröhre – 246 Meter davon befinden sich oberhalb der Erdoberfläche – werden neue Aufzugstechniken entwickelt. Mit "Multi" das erste seillose Liftsystem überhaupt.

Besucherplattform ist Hauptattraktion

Die Attraktion des Gebäudes ist jedoch die Besucherplattform. Sie befindet sich auf 232 Metern Höhe und ist damit Deutschlands höchstes Aussichtsplateau. Seit der Eröffnung vor zwei Jahren wurden an die 380.000 Besucher gezählt. Keine Frage: Dieser aussichtsreiche Turm hat sich zum Publikumsmagneten im Südwesten entwickelt.

Wer nach oben gelangen will, kann dazu bequem Deutschlands schnellsten Panoramaaufzug benutzen. In weniger als einer Minute sind die 232 Meter überwunden. Oben bietet sich ein Blick auf eine der interessantesten Landschaften im süddeutschen Raum: den Schwarzwald. Mit Glück kann man die Alpen sehen.

Am Sonntag ist alles ein bisschen anders. Da geht es nicht um die Aufzugstechnik, nicht um den besinnlichen Blick in die schöne weite Welt, nicht um Ruhe und Abschalten vom Alltag. Da geht es um Schweiß, Atemtechnik und darum, den inneren Schweinehund zu überwinden.

1000 Läufer aus 15 Nationen

Zum zweiten Mal findet im Testturm ein Wettrennen statt. Rund 1000 Läufer aus 15 Nationen und allen Alters- und Leistungsklassen wollen es wissen und die 1390 Stufen schnellstmöglich bewältigen. Der Towerrun gilt als der höchste Treppenhauslauf Westeuropas, erstmals findet er in Verbindung mit den Deutschen Meisterschaften statt.

Dass der Wettbewerb kein Zuckerschlecken ist, davon können die Teilnehmer von vergangenem Jahr berichten. Selbst Eliteläufer Christian Riedl, mit sechs Minuten und 56 Sekunden der damals Schnellste, verlangt der Lauf alles ab: "Ich habe mich aufs Ziel fokussiert und die Schmerzen in den Beinen und das Ziehen in der Lunge ignoriert", berichtet er unserer Reporterin damals. Ein anderer erfahrener Sportsgeist weiß: "Man schmeckt Blut im Mund und ist total ausgepowert."

Und dennoch gehen in diesem Jahr 300 Läufer mehr an den Start als bei der Premiere im vergangenen Jahr. "Trotz eines erhöhten Startplatzkontingents waren die 1000 Startplätze nach nur wenigen Stunden ausgebucht", verkünden die Veranstalter stolz. Die Teilnehmerschar ist bunt gemixt: Profi- und Hobbysportler aus Österreich, Mexiko, Italien, Frankreich, England, Luxemburg, der Schweiz und den USA reisen nach Rottweil, um an dem sportlichen Hochereignis teilzunehmen.

Gestartet wird in verschiedenen Disziplinen, etwa im Einzel- und Paarlauf. Erstmals gibt es eine Wertung für Polizeibeamte. Die Königsdisziplin ist jedoch der Wettlauf der Feuerwehrleute. Sie treten in Zweier-Teams an und bewältigen die 232 Höhenmeter mit Um wieder auf die Beine zu kommen, werden die Läufer am Fuße des Testturms mit Wasser, Protein-Riegeln, Äpfeln und Bananen versorgt. Den Schweiß kriegt man nicht so schnell los. Duschen können dieses Mal, so die Veranstalter, nicht bereitgestellt werden. Die beiden Top-Favoriten im Einzel kommen aus Deutschland: Vorjahressieger Christian Riedl aus Erlangen tritt gegen seinen aus Köln stammenden Dauerrivalen Görge Heimann an.

Der Towerrun ist eine gelungene Abwechslung für den Aufzughersteller, der sich ansonsten in der Vergangenheit mit weniger erfreulichen Nachrichten konfrontiert sah. Seit Tagen gibt es Meldungen, wonach der Industriekonzern seine Aufzugsparte gewinnbringend veräußern will.

Mit Kone steht bereits ein Konkurrent auf der Matte. Schon gibt es Sorgen, dass der Testturm in Rottweil und damit der Towerrun dem Eigentümerwechsel zum Opfer fallen könnte. Zumal Kone – darauf wird hingewiesen – im finnischen Tytyri über eine gar 350 Meter lange Teströhre verfügt. Allerdings befindet sich die Versuchsanlage in einem Bergwerkschacht, die Röhre führt in die Tiefe. Diese schnellstmöglich zu passieren, wäre dann wieder eine ganz andere Herausforderung.  

Quelle: Schwarzwälder Bote Online vom 15.09.2019

W. Schwenk hat die interessanten Impressionen vor Ort eingefangen. Copyright: W. Schwenk