Jüdischer Friedhof an der Hoferstraße

Am 10. Juli 2005 war der Jüdische Friedhof an der Hoferstraße im Rahmen eines Tages der Offenen Tür für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Rottweil und die Israelitische Gemeinde Rottweil/Villingen-Schwenningen hatten zum Besuch eingeladen. Führungen von Werner Kessl behandelten die Geschichte des Friedhofs und stellten das Leben einzelner Beerdigter näher vor. Lydia Hageloch beschrieb die Grabsteine, sie verwies auf das hebräische Eingangswort „Hier ist begraben“ und das Schlusswort “Seine Seele sei eingebunden ins Bündel des Lebens“.

In Rottweil bestand im Mittelalter eine jüdische Gemeinde, die 1349 vernichtet wurde. Vereinzelt hat es danach immer wieder Juden in Rottweil gegeben. Im Jahr 1805/1806 entsteht in Rottweil eine zweite jüdische Gemeinde. Der Versuch, auf dem Ruhe-Christi-Friedhof einen eigenen, jüdischen Gräberteil einzurichten, scheitert im Jahr 1835. Die jüdische Gemeinde erwirbt im Jahr 1850 für 50 Gulden von der Stadtpflege ein Gelände auf dem Nikolausfeld und richtet dort den Jüdischen Friedhof ein. Im Jahr 1908 kauft die Gemeinde weiteres Gelände, um die Möglichkeit zu haben, den Friedhof vergrößern zu können. 1910 wird der Friedhof teilweise ummauert und das Portal an der Hoferstraße errichtet. Im Jahr 1917 bemängelt Moritz Rothschild unleserliche Schriften auf den liegenden Grabsteinen und schlägt stehende Grabsteine für den neuen Teil des Friedhofs vor, ohne Erfolg.

Verwüstungen im Zusammenhang mit der Pogromnacht des 9/10. Novembers 1938 sind nicht erwiesen, nach dem zweiten Weltkrieg war der Friedhof allerdings verwahrlost. Im Jahr 1943 entstehen auf einem Teil des unbenutzten Friedhofsgeländes Behelfswohnheime an der Khuonstraße. Nach 1945 erfolgt die Rückübertragung des Friedhofs an die "Jüdische Kultusvereinigung Württemberg-Hohenzollern", eine jüdische Gemeinde in Rottweil gibt es nicht mehr.

Im Jahr 1965 errichtet die Stadt Rottweil einen Gedenkstein, der 62 ermittelbare Namen von Beerdigten dokumentiert, eine ebenso große Anzahl von Grabsteinen ist leider nicht mehr lesbar. 1990 hält eine Gedenktafel die Namen von acht ermordeten Opfern der Jahre von 1933 bis 1945 fest. Gymnasiasten eines schulübergreifenden Geschichtskurses mit Gymnasialprofessor Werner Kessl erstellten von April bis Mai 1991 eine Dokumentation des Jüdischen Friedhofs, die am 12. November 1993 an den damaligen OB Dr. Michael Arnold übergeben wurde.

Im Dezember 2002 gründeten 70 Juden wieder eine Gemeinde in Rottweil, die schnell wuchs. Ihre Angehörigen kommen überwiegend aus der früheren Sowjetunion. Seit 2003 befindet sich das jüdische Gemeindezentrum im ehemaligen Postamt in der Oberen Hauptstraße. Im Frühjar 2003 wurde ein feierlicher Thora-Gottesdienst in der Ehemaligen Synagoge gehalten. In den Jahren 1997, 2003 und 2004 wurden wieder Verstorbene auf dem Jüdischen Friedhof in Rottweil beerdigt.