Themen/Themen im Jahr 2021/Juni 2021/Sonderausstellung: Festtag für die Familie: "Siegfried Haas in der Lorenzkapelle – Kunst und Glaube": Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 30. Juni 2021, 23:17 Uhr

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Unendlicher schöpferischer Tatendrang zeichnete den Künstler Siegfried Haas aus. Ein umfangreiches Werk hat der 2011 verstorbene Künstler hinterlassen. Ein Teil davon ist nun in der Lorenzkapelle zu sehen."Heute ist ein großer Festtag für die Familie Haas", betonte Andreas Haas am Samstag beim erweiterten Pressegespräch in der Lorenzkapelle, sichtlich beeindruckt und bewegt von der Werkschau anlässlich des 100. Geburtstags seines Vaters. Die Ausstellung hat Kreisarchivar Bernhard Rüth konzipiert und gemeinsam mit Rainer Pohler und Martina Meyr, der Leiterin der Städtischen Museen, realisiert. In der Lorenzkapelle, die Spitzenwerke der gotischen Bauplastik beherbergt, sind die Arbeiten von Siegfried Haas im Sinne einer Intervention in die Dauerausstellung integriert. "Dadurch erhält die Kunst eine ungeheure Kraft", betonte Andreas Haas. Der Schwerpunkt der gezeigten Arbeiten liegt auf dem bildhauerischen Werk. Mit der Sonderausstellung "Siegfried Haas in der Lorenzkapelle – Kunst und Glaube" führt der Landkreis Rottweil die Veranstaltungsreihe "denk mal kunst" fort, die 2015 startete. "Die Retrospektive zum 100. Geburtstag des Künstlers setzt das Konzept der Reihe, das einen Bogen von der zeitgenössischen Kunst zur Denkmalpflege spannt, auf exemplarische Weise um", sagte Rüth. Was hätte es doch für eine grandiose Vernissage geben können. Posthum gewürdigt

Die geöffnete Pforte des Hauptportals der einstigen Friedhofskapelle und die beiden im Außenbereich aufgestellten Hauptwerke "Ecce homo" und die "Drei-Einheit" laden geradezu ein, einen Blick auf das Werk von Siegfried Haas zu werfen und den Künstler posthum zu würdigen. Doch Publikum und eine feierliche Vernissage ließen die Inzidenzzahlen am Wochenende einfach nicht zu. Gewürdigt wurde das Schaffen von Siegfried Haas dennoch: im kleinen Kreis. Mitglieder der Familie – mit von der Partie auch Ingrid Haas, die Witwe des Künstlers, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feierte, sich prächtiger Gesundheit erfreut und voller Energie steckt –, Thomas Broch, ein Freund der Familie und Wegbegleiter von Siegfried Haas, sowie die Organisatoren, gaben der Veranstaltung den würdigen Rahmen. "Die Sonderausstellung soll in exemplarischer Weise aufzeigen, dass der Bildhauer Siegfried Haas zu den führenden Künstlerpersönlichkeiten des oberen Neckarraums gehört, und dass er, wie der frühere Ministerpräsident Erwin Teufel anlässlich der Verleihung der Verdienstmedaille des Landes im Jahr 2004 betonte, das kulturelle Leben in der Region und weit darüber hinaus ›auf äußerst positive Weise‹ bereichert hat", betonte Bernhard Rüth in seinen Ausführungen. Dennoch sei Siegfried Haas zu Lebzeiten, "wohl aufgrund seiner Ausrichtung auf den kirchlichen Kontext" nicht die ihm gebührende Wertschätzung zugekommen, bedauert Rüth. Zum 100. Geburtstag Dass seine Werke nicht nur religiös, sondern auch hochpolitisch sind, zeigte Thomas Broch in seinen Ausführungen auf und verdeutlichte dies exemplarisch an den Arbeiten "Die Macht" oder auch der "Gefangene", die beide im Eckerwald stehen. "Anteil nehmen ging bei Siegfried Haas weit über eine wache Neugierde hinaus, auch über bloßes Mitleid, wenn er sich in seinem Schaffen oft dem Schicksal der Ausgegrenzten, der Gedemütigten und Gequälten gewidmet hat", so Broch. Er habe aus eigenen traumatischen Erfahrungen der Misshandlung in französischer Kriegsgefangenschaft gewusst, wie es Menschen geht, die zum Opfer geworden sind. "Er war selbst Opfer", sagte Broch über Siegfried Haas. Große Spannweite Die Kunst des Rottweilers weise eine große Spannweite, "ja bisweilen Widersprüchlichkeit auf". Bei kritischer Betrachtung sei durchaus eine gewisse Disparität festzustellen. "Der ›Gekreuzigte‹, der ›Gefangene‹ vom Eckerwald – sie stehen in seinem künstlerischen Werk neben dem Osterengel. "Sebastian, dem die Schau Gottes wie ein Pfeil das Auge blendet, steht neben ›Diotima‹, der Verkörperung des Ewigweiblichen, der Frau, der Liebe, der die Mission seines Lebens gewidmet ist und in der er sicher auch immer wieder der Liebe zu seiner Frau Ingrid Ausdruck verleiht", so Broch. Die in der Lorenzkapelle gezeigten Exponate stammen vorwiegend aus dem Nachlass des Künstlers, der im Landratsamt und in der Bacchus-Vinothek verwahrt ist. "Die Initiative zur Sonderausstellung ging von Michael Grimm aus, der sich auf vorbildliche Weise für Kunst und Kultur in der Stadt Rottweil engagiert", betonte Bernhard Rüth. Und: Sobald die Inzidenzzahlen unter 100 liegen, dürfe die Ausstellung dann auch öffentlich zugänglich gemacht werden.

Quellenangabe: Schwarzwälder Bote Online vom 17.05.2021

W. Schwenk hat am 25.06.2021 Bildimpressionen von der Ausstellung fotografiert. Die Aussstellung ist noch bis zum 01.08.2021 zu sehen.