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<p style="margin-bottom: 0cm">Hier im Eckerwald wurde im Herbst 1944 durch Häftlinge des KZ Schörzingen eine Schieferölfabrik mit dem Decknamen „Wüste 10“ errichtet, die jedoch nie in Betrieb ging. Hintergrund war die immer gravierender werdende Treibstoffknappheit im Deutschen Reich.  
durch Häftlinge des KZ Schörzingen eine Schieferölfabrik mit dem
Decknamen „Wüste 10“ errichtet, die jedoch nie in Betrieb ging. Hintergrund war die immer gravierender
werdende Treibstoffknappheit im Deutschen Reich.  
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<p style="margin-bottom: 0cm">Um dem entgegenzuwirken, war man
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gezwungen, auf normalerweise uneffiziente Verfahren zur
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Mineralölgewinnung zurückzugreifen. Hier am Nordtrauf der
Mineralölgewinnung zurückzugreifen. Hier am Nordtrauf der
Schwäbischen Alb sollten Ölschiefervorkommen abgebaut werden, um
Schwäbischen Alb sollten Ölschiefervorkommen abgebaut werden, um gleich vor Ort zur Ölgewinnung verschwelt zu werden.</p><p style="margin-bottom: 0cm">Zu diesem Zweck wurde von der Nazi-Führung in Berlin das „Unternehmen Wüste“ ins Leben
gleich vor Ort zur Ölgewinnung verschwelt zu werden.</p><p style="margin-bottom: 0cm">Zu diesem Zweck wurde von der
Nazi-Führung in Berlin das „Unternehmen Wüste“ ins Leben
gerufen. In aller Eile wurden zwischen Rottweil
gerufen. In aller Eile wurden zwischen Rottweil
und Tübingen 7 Konzentrationslager errichtet, dessen Häftlinge für
und Tübingen 7 Konzentrationslager errichtet, dessen Häftlinge für den Bau von 10 geplanten Ölschieferwerken herangezogen wurden. Diese Häftlinge wurden von der SS für 4 bis 6 Reichsmark pro Tag an das „Unternehmen Wüste“ vermietet.</p>
den Bau von 10 geplanten Ölschieferwerken herangezogen wurden. Diese Häftlinge wurden von der SS für 4 bis 6 Reichsmark pro Tag an das „Unternehmen Wüste“ vermietet.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Späteren Aussagen von Überlebenden zufolge, überlebten ca. 3 Häftlinge pro Tag die unmenschlichen Arbeitsbedingungen nicht. Im KZ Schörzingen befanden sich etwa 1000 Häftlinge. 549 Todesfälle sind im Schörzinger Sterberegister
<p style="margin-bottom: 0cm">Späteren Aussagen von Überlebenden
zufolge, überlebten ca. 3 Häftlinge pro Tag die unmenschlichen
Arbeitsbedingungen nicht. Im KZ Schörzingen befanden sich etwa 1000
Häftlinge. 549 Todesfälle sind im Schörzinger Sterberegister
verzeichnet.</p>
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<p style="margin-bottom: 0cm">Als im April 1945 die letzten Überlebenden, zur Flucht vor den herannahenden französischen Truppen, auf den „Todesmarsch“ ins unversehrte Hinterland geschickt wurden, traten nur noch 554 Häftlinge den Marsch an.</p>
Überlebenden, zur Flucht vor den herannahenden französischen
Truppen, auf den „Todesmarsch“ ins unversehrte Hinterland
geschickt wurden, traten nur noch 554 Häftlinge den Marsch an.</p>


<p style="margin-bottom: 0cm">Nach dem Krieg wurde alles Brauchbare
<p style="margin-bottom: 0cm">Nach dem Krieg wurde alles Brauchbare abgebaut und der Wiederverwertung zugeführt. In den 50ger Jahren wurde der Ort
abgebaut und der Wiederverwertung zugeführt. In den 50ger Jahren wurde der Ort
aufgeforstet, wohl um den Ort des Schreckens vergessen zu machen.</p>
aufgeforstet, wohl um den Ort des Schreckens vergessen zu machen.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Anläßlich einer Gedenkfeier zum 40.
<p style="margin-bottom: 0cm">Anläßlich einer Gedenkfeier zum 40. Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkrieges entstand die Idee, hier im Eckerwald eine Gedenkstätte zu errichten.  
Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkrieges entstand die Idee, hier
im Eckerwald eine Gedenkstätte zu errichten.  
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<p style="margin-bottom: 0cm">Im Februar 1987 wurde in Rottweil die
<p style="margin-bottom: 0cm">Im Februar 1987 wurde in Rottweil die „Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V.“ gegründet. Sie machte es sich zur Aufgabe, den Ort
„Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V.“ gegründet. Sie machte es sich zur Aufgabe, den Ort
des Schreckens wieder ins öffentliche Bewusstsein zu führen und
des Schreckens wieder ins öffentliche Bewusstsein zu führen und
eine Gedenkstätte einzurichten.</p>
eine Gedenkstätte einzurichten.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Mit Unterstützung der umliegenden
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Gemeinden, aber auch durch großzügige Spender und Teilnehmer an
Gemeinden, aber auch durch großzügige Spender und Teilnehmer an Workcamps konnte das Gelände erkundet, die Ruinen freigelegt und Wege und Treppen angelegt werden.  
Workcamps konnte das Gelände erkundet, die Ruinen freigelegt und
Wege und Treppen angelegt werden.  
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<p style="margin-bottom: 0cm">Im April 1989 wurde die Bronzeplastik,
<p style="margin-bottom: 0cm">Im April 1989 wurde die Bronzeplastik,
eines sich mit letzter Kraft aufbäumenden Häftlings, des Rottweiler
eines sich mit letzter Kraft aufbäumenden Häftlings, des Rottweiler Bildhauers Siegfried Haas als „Mahnmal im Eckerwald“ eingeweiht.  
Bildhauers Siegfried Haas als „Mahnmal im Eckerwald“ eingeweiht.  
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<p style="margin-bottom: 0cm">Zum Gedenken an die Befreiung des
<p style="margin-bottom: 0cm">Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers im April 1945 finden hier alljährlich im April/Mai Gedenkfeiern statt, an denen auch überlebende Häftlinge mit deren Familien regelmäßig teilnehmen.</p>
Lagers im April 1945 finden hier alljährlich im April/Mai
<p style="margin-bottom: 0cm">2003 installiert der Tübinger Künstler Ulrich Schultheiß drei Holzstelen an den Betonwänden der Gasgebläsestation.</p>
Gedenkfeiern statt, an denen auch überlebende Häftlinge mit deren
Familien regelmäßig teilnehmen.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">2003 installiert der Tübinger Künstler
Ulrich Schultheiß drei Holzstelen an den Betonwänden der
Gasgebläsestation.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">Im Jahre 2004 wird eine weitere
<p style="margin-bottom: 0cm">Im Jahre 2004 wird eine weitere
Bronzeplastik, „Macht ist Ohnmacht“, von Siegfried Haas
Bronzeplastik, „Macht ist Ohnmacht“, von Siegfried Haas eingeweiht.</p>
eingeweiht.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm">In der Ruine der ehemaligen Gasreinigungsanlage wurde ein Dokumentationszentrum eingerichtet, in dem mehrere Schautafeln über die Vorgänge an diesem Ort informieren.</p>
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Gasreinigungsanlage wurde ein Dokumentationszentrum eingerichtet, in
dem mehrere Schautafeln über die Vorgänge an diesem Ort
informieren.</p>
<br><br>Verfasser: R.Kleinfeld<br>Quelle: http://www.eckerwald.de <br>
<br><br>Verfasser: R.Kleinfeld<br>Quelle: http://www.eckerwald.de <br>



Version vom 11. Februar 2020, 23:37 Uhr

Gedenkstätte Eckerwald

Werk „Wüste 10“


Hier im Eckerwald wurde im Herbst 1944 durch Häftlinge des KZ Schörzingen eine Schieferölfabrik mit dem Decknamen „Wüste 10“ errichtet, die jedoch nie in Betrieb ging. Hintergrund war die immer gravierender werdende Treibstoffknappheit im Deutschen Reich.

Um dem entgegenzuwirken, war man gezwungen, auf normalerweise uneffiziente Verfahren zur Mineralölgewinnung zurückzugreifen. Hier am Nordtrauf der Schwäbischen Alb sollten Ölschiefervorkommen abgebaut werden, um gleich vor Ort zur Ölgewinnung verschwelt zu werden.

Zu diesem Zweck wurde von der Nazi-Führung in Berlin das „Unternehmen Wüste“ ins Leben

gerufen. In aller Eile wurden zwischen Rottweil

und Tübingen 7 Konzentrationslager errichtet, dessen Häftlinge für den Bau von 10 geplanten Ölschieferwerken herangezogen wurden. Diese Häftlinge wurden von der SS für 4 bis 6 Reichsmark pro Tag an das „Unternehmen Wüste“ vermietet.

Späteren Aussagen von Überlebenden zufolge, überlebten ca. 3 Häftlinge pro Tag die unmenschlichen Arbeitsbedingungen nicht. Im KZ Schörzingen befanden sich etwa 1000 Häftlinge. 549 Todesfälle sind im Schörzinger Sterberegister verzeichnet.

Als im April 1945 die letzten Überlebenden, zur Flucht vor den herannahenden französischen Truppen, auf den „Todesmarsch“ ins unversehrte Hinterland geschickt wurden, traten nur noch 554 Häftlinge den Marsch an.

Nach dem Krieg wurde alles Brauchbare abgebaut und der Wiederverwertung zugeführt. In den 50ger Jahren wurde der Ort aufgeforstet, wohl um den Ort des Schreckens vergessen zu machen.

Anläßlich einer Gedenkfeier zum 40. Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkrieges entstand die Idee, hier im Eckerwald eine Gedenkstätte zu errichten.

Im Februar 1987 wurde in Rottweil die „Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V.“ gegründet. Sie machte es sich zur Aufgabe, den Ort des Schreckens wieder ins öffentliche Bewusstsein zu führen und eine Gedenkstätte einzurichten.

Mit Unterstützung der umliegenden Gemeinden, aber auch durch großzügige Spender und Teilnehmer an Workcamps konnte das Gelände erkundet, die Ruinen freigelegt und Wege und Treppen angelegt werden.

Im April 1989 wurde die Bronzeplastik, eines sich mit letzter Kraft aufbäumenden Häftlings, des Rottweiler Bildhauers Siegfried Haas als „Mahnmal im Eckerwald“ eingeweiht.

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers im April 1945 finden hier alljährlich im April/Mai Gedenkfeiern statt, an denen auch überlebende Häftlinge mit deren Familien regelmäßig teilnehmen.

2003 installiert der Tübinger Künstler Ulrich Schultheiß drei Holzstelen an den Betonwänden der Gasgebläsestation.

Im Jahre 2004 wird eine weitere Bronzeplastik, „Macht ist Ohnmacht“, von Siegfried Haas eingeweiht.

In der Ruine der ehemaligen Gasreinigungsanlage wurde ein Dokumentationszentrum eingerichtet, in dem mehrere Schautafeln über die Vorgänge an diesem Ort informieren.



Verfasser: R.Kleinfeld
Quelle: http://www.eckerwald.de

Datum der Aufnahmen: 10. & 24. Juni 2017, Copyright: R.Kleinfeld