Alte Turnhalle, der Möbelwagen

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Die "Alte Turnhalle" wird heute als Markthalle genutzt. 5. März 2016, Copyright: R.Kleinfeld ; Kleira Picture Art
Am 12. Mai 1891 konnte die von Stadtbaumeister Wilhelm Haug geplante Halle an der Wilhelmstraße eingeweiht werden. Wilhelm Haug war später auch verantwortlich für den Bau des Untergymnasiums. Seit 1846 stand in Rottweil auch der Turnunterricht auf dem Stundenplan, im Jahr 1862 wurde im "Kamel" (Gastwirtschaft Ecke Hauptstraße-Friedrichsplatz) der erste Turnverein gegründet. Das Gebäude ist ein rechteckiger Ziegelbau mit einem Tonnendach. Dieser Bauform ist es wohl zu verdanken, das sich im Volksmund der Namen „Möbelwagen“ eingebürgert hat.
Die Halle war der Veranstaltungsort für viele populäre Boxabende der Nachkriegszeit und für Hallenhandballturniere in den 1950er Jahren. Später diente die Halle nur noch an Fasnet zum Aufwärmen der Narren während der Rottweiler Narrensprünge.
1969 wurde die Halle von der Stadt Rottweil an die Post verkauft, damit hier ein neues Postamt entstehen kann. Obwohl das Landesdenkmalamt im Jahr 1977 anregte, neben der Turnhalle auch das damalige Droste Hülshoff-Gymnasium (das Alte Waisenhaus der Stadt Rottweil) für neue Zwecke zu nutzen, wurde das Gymnasium im Jahr 1980 abgebrochen. Noch 1986 stellte die Deutsche Bundespost einen Antrag zum Abbruch der Turnhalle, obwohl schon 1980 der Rottweiler Gemeinderat das Gebäude mehrheitlich erhalten sehen wollte. Die „Alte Turnhalle“ ist ein Denkmal der Sportgeschichte, das Seltenheitswert besitzt, sie ist im süddeutschen Raum einzigartig.
Die „Alte Turnhalle“ verfiel zusehends, die Bausubstanz war sehr schlecht. Hinter dem Neubau der Post führte sie ein armseliges Dasein. Bei einer Versteigerung im Jahr 1992 ging die Halle in den Besitz der Baufirma Müller & Beckert über. Stadtarchivar Dr. Winfried Hecht versuchte in seiner Rolle als Vorsitzender des Rottweiler Geschichts- und Altertumsvereins den Blick auf Denkmäler zu schärfen und Zusagen für deren längeren Erhalt zu bekommen, eines dieser Denkmale ist der „Möbelwagen“.
Der Architekt Alfons Bürk entwickelte ein neues Konzept einer „Markthalle“. Er restaurierte die Halle mit seiner Firma, die aber noch während der Arbeiten in Konkurs ging. Trotzdem konnten die Arbeiten noch beendet werden. Nach mehreren Besitzerwechseln kaufte 2010 Dr. Jens von Stamm die Markthalle. 2011 sanierte er sie und legte so den Grundstein für sein erfolgreiches Unternehmen. Auf ca. 500 m2 haben sich verschiedene Händler und Gastronomen angesiedelt, die gut von der Kundschaft angenommen werden. Auch die Kultur kommt nicht zu kurz. Monatlich werden Salsa-Tanzkurse und Konzerte angeboten, die in der Regel immer gut besucht sind. Platz ist etwa für 100 Gäste. Klein aber fein!
Quellenangaben:     H. Ebert und W. Hecht, Kulturdenkmale in Rottweil
     Schwarzwälder Bote vom 15. April 2000
www.markthalle-rottweil.de