Ausgrabungen Armlederstraße 6 vom 12.07. u. 06.09.2015

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Archäologie stößt auf großes Interesse Schwarzwälder-Bote, 06.09.2015 16:35 Uhr

Von Stefanie Siegmeier Rottweil. Fundstücke aus dem römischen Rottweil gibt es im Dominikanermuseum zuhauf zu sehen. Die Möglichkeiten, Archäologie live zu erleben, allerdings sind selten. Seit einiger Zeit kooperieren deshalb das Landesdenkmalamt und das Dominikanermuseum. Erst vor wenigen Wochen erläuterte Grabungsleiter Thomas Schlipf die Funde bei einer so genannte Grabungsführung an der Waldorfschule. Dieser Tage stand die Ausgrabung in der Armlederstraße auf dem Programm (wir berichteten), die wieder eine große Anzahl Interessierter anlockte. Archäologisch untersucht werde immer nur dann, wenn es Baumaßnahmen gebe, erklärte Schlipf. Deswegen dauere es oftmals sehr lange, bis man ein Gebiet archäologisch wirklich im Griff habe. Und doch kann Schlipf mit Sicherheit sagen, dass in der Altstadt die erste versuchte Stadtgründung stattgefunden habe. Ausschlaggebend sei die Pelagiuskirche, die für Rottweil ganz wichtig gewesen sei. Um die Kirche herum habe es im neunten und zehnten Jahrhundert zunächst ein Dorf gegeben. Die römischen Straßen seien noch da und auch sehr wichtig gewesen, erläutert Schlipf. Im elften Jahrhundert sei das Dorf schließlich umwallt worden. "Es waren 30.000 Quadratmeter umwallt. Das sind zwei Drittel der heutigen Innenstadt von der Fläche her", erklärt Schlipf. Ende des elften Jahrhunderts sei dann auch die Pelagiuskirche in Stein als Basilika ausgebaut worden. "Hier haben so etwa 2000 bis 3000 Leute gewohnt", so Schlipf. Die Häuser seien einfach gewesen. Die Dächer waren wohl mit Schilf oder Stroh gedeckt. Es habe klar angelegte Straßenzüge gegeben, was auf eine Stadt hindeute, erzählt Schlipf, und so entsteht schnell vor dem geistigen Auge der Zuhörer die alte Stadt. Bei der Grabung in der Armlederstraße sind die Archäologen auf Webhäuser gestoßen, wie auch bereits an der Waldorfschule oder auch in der Mittelstadt. "Das Besondere allerdings ist, dass wir so genannte Trittwebstühle nachweisen können, die mit Pedalen bedient wurden. Das sind die frühesten nachgewiesenen Trittwebstühle in unserer Region", freut sich Schlipf. Kleine ovale Gruben seien der Nachweis hierfür. In der Altstadt könne man die Trittwebstühle nun bereits im elften Jahrhundert nachweisen. In der Mittelstadt erst ab dem zwölften Jahrhundert. "Da treten sie dann allerdings gleich serienmäßig auf", erinnert er an eine Ausgrabung in der Kastellstraße. Nachdem die mittelalterlichen Spuren freigelegt und erfasst waren, gruben die Archäologen tiefer und stießen auf römische Hinterlassenschaften. "Uns ist aufgefallen, dass es sich um eine große Platte aus Kalkstein handelt. Zudem haben wir Lehm, Kies und römische Keramik entdeckt", schildert Schlipf. Schließlich habe man herausgefunden, dass es sich um einen Steinbruch handeln müsse. Es wurden auch Reste eines Kalkbrennofens gefunden. Den gebrannten Kalk habe man gemahlen und als Mörtel verwendet, erklärte er. Warum der Steinbruch nicht weiter abgebaut und stattdessen teilweise wieder verfüllt wurde, das könne man nicht sagen. Zudem habe man Terra sigillata aus dem ersten Jahrhundert gefunden, was, laut Schlipf, eigentlich zu früh sei. Die Experten hoffen so manche offene Frage noch anhand der Befunde klären zu können. Wie groß der Steinbruch letztlich gewesen ist, könne man nicht sagen, da es ja lediglich die Untersuchungen auf diesem Grundstück gebe.


Verfasser: Heinz Zimmermann/Bericht SWB 06.09.2015

Bilder Nr. 1 - 6 stammen von E-Mollenkopf vom 03.09.2015 anläßlich der Führung

Bilder Nr. 7 - 13 stammen von H.Zimmermann vom12.07.2015